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Anleitung für ein Proberadeln

Immer wieder werden wir von anderen Initiativen gefragt, wie ein Proberadeln funktioniert. Also haben wir die Grundlagen und unsere Gedanken dazu auf dieser Seite für euch aufgeschrieben:

Was ist ein Proberadeln?

Beim Proberadeln können Familien zu einem bestimmten Termin verschiedene Fahrradtypen ausprobieren, mit denen Kinder mitgenommen werden können. Das Angebot ist unabhängig von bestimmten Herstellern und Händlern, so dass eine unabhängige Beratung möglich ist. Optional wird die Beratung auf ein gänzliches Leben ohne eigenes Auto erweitert (nicht Teil dieser Anleitung). Proberadeln bei Fahrrad & Familie: https://fahrrad-und-familie.de/proberadeln/

Wann, wo und wie oft sollte ein Proberadeln stattfinden?

  • Ideal ist ein regelmäßiger Termin um Verlässlichkeit herzustellen, z.B. 1 Mal im Monat. Oft kommen die Leute nicht schon beim ersten Mal.
  • Uhrzeit: Bewährt hat sich der Spätnachmittag an einem Werktag, das ist ein guter Kompromiss, ggf. können beide Elternteile teilnehmen, auch für die Aktiven machbar. Am Wochenende wollen sich die Ehrenamtlichen weniger gerne dazu verpflichten, ein Proberadeln durchzuführen, der Termin ist aber ggf. für Familien besser.
  • Gut ist auch die Verbindung zu einer anderen, etablierten Veranstaltung, z.B. Basar, Flohmarkt, Kita-Fest, Kidical Mass

Benötigte Fahrräder und Zubehör

  • (Kinder-)Anhänger
  • Lastenrad
  • Kindersitz
  • ggf. normales Rad, an das Anhänger und Kindersitz montiert werden können
  • ggf. Babysitz (Babyhängematte) für Anhänger und/oder Lastenrad
  • je nach Zielgruppe Laufrad und Kinderrad

Woher kommen die Räder und das Zubehör?

  • eigene Räder der Initiative, z.B. über Spenden von Herstellern oder den lokalen Handel. Das klappt bei Kindersitzen, Laufrädern, Zubehör und teilweise bei Anhängern, aber in der Regel nicht bei Lastenrädern. Manchmal werden auch Vorführmodelle oder Vorjahresmodelle günstiger abgegeben. Ansonsten kann eine Förderung des jeweiligen Bundeslands bzw. der Stadt oder des Landkreises die Finanzierung unterstützen.
    Eignet sich vor allem bei regelmäßigem Proberadeln.
  • Räder von Eltern, die vor Ort sind, z.B. bei einem Proberadeln am Ende der Kidical Mass. Eltern können im Vorfeld angesprochen werden, ob sie ihr Fahrrad für ein kurzes Proberadeln zur Verfügung stellen.
    Eignet sich vor allem bei Aktionen, bei denen viele fahrradfreudige Familien sind, die schon mit Kindern Rad fahren.
  • Räder vom lokalen Fahrradhandel, der für das Proberadeln eigene Räder mitbringt oder die bei ihm abgeholt werden.
    Eignet sich vor allem für einzelne Proberadel-Termine und abseits der Hauptradelsaison (im Frühjahr und Sommer hat für den Handel der Verkauf im Laden Vorrang vor Aktionen).
  • Wichtig: Wir erleben, dass es den Eltern sehr wichtig ist, dass das Proberadeln und die Beratung unabhängig sind: Keine Werbung für bestimmte Marken, Hersteller oder Händler. Keine Provisionen o.ä. Natürlich darf erwähnt werden, dass ein Rad von Händlerin X oder Hersteller Y zur Verfügung gestellt wurde, aber dies darf sich nicht auf die Inhalte der Beratung auswirken. Wir probieren alle Räder und Zubehör vor dem Proberadeln selbst aus und zeigen den Familien immer Vor- und Nachteile verschiedener Modelle auf.

Material / Infrastruktur

  • Beachflag
  • Bistro-Tisch oder Camping-Tisch (falls das Proberadeln an verschiedenen Orten stattfinden sollte: am besten zusammenklappbar)
  • Infomaterialien, z.B. Flyer & Broschüre: „Radfahren in der Schwangerschaft und mit Baby“
  • Idealfall: Garage mit Platz davor für Probefahren und Infostände
  • Newsletter-Liste
  • Liste von Fahrradhändlern vor Ort, die Kinderzubehör führen
  • Werkzeug (Inbusschlüssel in gängigen Größen, 15er Maulschlüssel für die Hinterradachse), Luftpumpe, Fahrradöl
  • ggf. Haftungsausschluss
  • Unterhaltsames für Kinder, die sich sonst langweilen: Bücherkoffer, Verkehrs-Spielteppich, Straßenmalkreide zum Selbermalen oder für einen kleinen Parcours

Was wollen die Familien wissen?

  • Was ist besser, Lastenrad oder Anhänger oder doch ein Kindersitz?
    Mögliche Antwort: Das kommt darauf an! Wenig Platz und wenig ausgeben wollen –> Kindersitz. Elterteile teilen sich das Bringen und Abholen von/zum Kindergarten auf und wollen die Mitnahmemöglichkeit am Kindergarten während der Betreuungszeit stehen lassen –> Anhänger oder Kindersitz. Kleines Baby –> Anhänger. Viel laden müssen, etwas Cooles fahren wollen, sowieso ein neues Rad brauchen, die Kinder im Blick haben und mit ihnen quatschen wollen –> Lastenrad.
  • Worauf muss ich beim Anhängerkauf achten, was ist wichtig?
    Mögliche Antwort: Federung vor allem wenn viel gefahren wird und Baby noch sehr klein ist. Verstellbare Sitze für die, die längere Strecken damit fahren. Zusammenklappbar sind fast alle. Mit Joggerrad, wenn es viel über Feld- und Waldwege geht.
  • Ab wann kann ich mein Baby mitnehmen?
    Mögliche Antwort: Im Kindersitz, wenn es sicher sitzen kann (ab ca. 10 Monate). Im Anhänger mit Babysitz ab ca. 3 Monaten, bei vorsichtiger Fahrweise, einer stark liegenden Sitzposition, einer Federung und Freigabe durch den Hersteller auch ab ca. 4-6 Wochen möglich. Im Lastenrad je nach Lastenradtyp sehr unterschiedlich, mit Babysitz ab ca. 3 Monaten.
  • Was ist besser, das zwei- oder dreirädrige Lastenrad?
    3 Räder sind leichter zu beladen bzw. es ist entspannter, anzuhalten (z.B. an einer Ampel). Ohne Beladung kann es in schnellen Kurven gefährlich werden. Mit 2 Rädern fährt es sich grundsätzlich leichter, d.h. fast wie ein normales Fahrrad.

Notwendiges Wissen und Erfahrungen

  • Die Aktiven sind idealerweise selbst schon mit Kindern Rad gefahren
  • Wissen über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Mitnahmemöglichkeiten (Anhänger, Lastenrad, Kindersitz) und idealerweise zu einigen gängigen Modellen (z.B. dreirädriges / zweirädriges Lastenrad). Detaillierte Infos dazu gibt es in unserer Broschüre “Radfahren in der Schwangerschaft und mit Baby”.
  • Keine Scheu vor Fahrradtechnik, um auch mal eine Anhängerkupplung anschrauben zu können bzw. die Familien beim Anschrauben unterstützen zu können.

Wer kommt üblicherweise zu einem Proberadeln?

  1. Schwangere:
    Hat sich noch nicht mit dem Thema Radfahren mit Baby beschäftigt, fährt eigentlich gerne Rad / ist eigentlich früher gerne Rad gefahren, hat sich schon mit Autokindersitzen beschäftigt, aber nicht an Radfahren gedacht , Partner hat evtl. eher Bedenken
    (die gibts eher beim Proberadeln auf öffentlichen Plätzen)
  2. Radel-Paar:
    Fahren viel Rad und wollen selbstverständlich auch mit Kind radeln. Kommen manchmal schon in der Schwangerschft oder mit kleinem Baby. Haben sich schon vorher informiert, wissen aber nicht so genau, was das Richtige für sie ist, Anhänger oder Lastenrad, und wollen deshalb viel probieren und austesten.
    (das ist die Hauptgruppe)
  3. Anhänger-Interessierte
    Sind sich eigentlich schon sicher, dass sie einen Anhänger kaufen wollen, haben vielleicht auch schon einen Favoriten, aber sind sich noch nicht ganz sicher. Wollen vor der Anschaffung noch Testmöglichkeiten haben, das Ding anfassen können, mal zusammenklappen, schieben, fahren, Kind reinsetzen…
  4. Familie mit mehreren Kindern
    Sind mit ersten Kind auch schon Rad gefahren, aber mit Kindersitz. Mit dem zweiten Kind muss jetzt auch das Baby mitgenommen werden können, daher schauen sie sich nach einer Alternative um.
  5. Technik-Familie
    Hat sich schon mega informiert, aber blickt vor lauter Vielfalt nicht mehr durch. Was ist wichtig, was nicht, was brauche ich, was nicht, “was ist denn jetzt die beste Lösung?!?”
    (Sind ähnlich zu / Überschneidungen mit Anhänger-Interessierte und Radel-Paar)
  6. Familie mit schon größeren Kindern
    Kind kann immer noch nicht Fahrrad fahren / soll jetzt Radfahren lernen, die Gleichaltrigen könnens schon, was können wir tun?
    (oft Familien mit Migrationsgeschichte und/oder Kinder mit schlechtem Kinderrad und Stützrädern).
  7. und es sind zu rund drei Vierteln Frauen, die sich darum kümmern!